Wenn ein Kind gelernt hat durch Wut Aufmerksamkeit zu erlangen, gilt es als Lehrperson dagegenzuwirken, indem man sachlich orientiert, ruhig bleibt und wenig Aufmerksamkeit schenkt. Als Lehrperson kann man bei diesen Kindern beobachten, dass sie immer wieder zu dir blicken, um zu schauen, wie du auf sie reagierst.

 

Achtung: Den Kindern könnte das Grundbedürfnis nach Bindung, Anerkennung oder Autonomie fehlen. Loben Sie z.B., wenn sich das Kind anstrengt, geben Sie eine Auswahl von Aufgaben oder ermutigen Sie das Kind.

​

Wie nun reagieren?

​

Studien konnten bestätigen, dass eine sachorientierte Haltung hilfreich sein kann und man sich nicht auf das herausfordernde Verhalten, sondern auf die Aufgabe beziehen soll (vgl. Florin, Lütolf & Wyder, 2015).

1. Wiederholen Sie in Ruhe den Auftrag.

2. Ignorieren Sie das Verhalten.

3. Wiederholen Sie in Ruhe den Auftrag in ähnlichen Worten. Ermutigen Sie.

4. Ignorieren Sie weiterhin das Verhalten.​

​

​

Praxisbeispiel: „Schau mich an, ich bin wütend!“

 

In einer 3. Klasse sitzt Jonas (8 Jahre) am Tisch und beginnt laut mit seinem Stuhl zu kippen, mit dem Lineal zu klopfen und einzelne Kinder zu provozieren. Er schaut immer wieder zur Lehrperson, um deren Reaktion zu prüfen.

Anstatt sofort einzuschreiten oder zu schimpfen, geht die Lehrperson ruhig zu Jonas, hockt sich auf Augenhöhe und sagt mit sachlichem Ton:

 

„Jonas, du kannst jetzt zwischen Aufgabe A oder B wählen. Danach zeigst du mir, was du gemacht hast.“

Jonas reagiert nicht sofort, beginnt aber nach kurzer Zeit zu arbeiten. Die Lehrperson schenkt ihm für sein Verhalten keine emotionale Aufmerksamkeit, sondern lobt ihn einige Minuten später gezielt und ehrlich:

 

„Ich sehe, du hast dich entschieden und angefangen. Das freut mich.“

In der nächsten Stunde wird Jonas erneut unruhig, schaut wieder zur Lehrperson. Diese wiederholt ruhig und fast gleichlautend:

 

„Du kannst Aufgabe A oder B machen. Entscheide dich – ich komm gleich wieder zu dir.“

Auch hier bleibt sie ruhig, schenkt seinem provozierenden Verhalten keine Bühne, sondern bestärkt ihn später wieder beim Umsetzen.

​

​