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Selbstkontrollkarten

Selbstkontrollkarten fördern die Selbstwahrnehmung und Eigenverantwortung von Schüler/innen, indem sie vereinbarte Verhaltensziele beobachten und trainieren.

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Was sind Selbstkontrollkarten und wozu dienen sie?

Selbstkontrollkarten sind einfache, aber effektive Instrumente, die Schüler/innen helfen, ihr eigenes Verhalten und ihre Lernfortschritte bewusst wahrzunehmen, zu protokollieren und zu reflektieren. Sie sind darauf ausgelegt, die Selbstwahrnehmung und Selbstregulation zu fördern. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern die Verantwortung für ihr Handeln schrittweise zu übertragen und ihnen zu helfen, gewünschte Verhaltensweisen oder Lernstrategien eigenständig zu entwickeln und zu festigen.

 

Warum sind sie effektiv?

  • Erhöhte Selbstwahrnehmung (Awareness): Viele problematische Verhaltensweisen geschehen unbewusst oder aus Gewohnheit.

  • Förderung der Selbstregulation: Sie lernen, sich selbst zu steuern.

  • Klare Ziele und Feedback: Die Karte definiert das gewünschte Verhalten präzise. Das Kind erhält sofortiges Feedback über seine Leistung.

  • «Datenbasis» für Gespräche: Die Karten liefern eine Grundlage für Gespräche zwischen Lehrperson, Kind und Eltern.

Umsetzung

Umsetzung: Schritt für Schritt

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Schritt 1: Das individuelle Ziel gemeinsam festlegen

  • Positive oder negative Formulierung möglich: Formulieren Sie grundsätzlich das Ziel positiv: "Meine Füsse bleiben unter dem Tisch" anstatt "Nicht mehr zappeln". Für manche Kinder kann eine negative Formulierung jedoch klarer sein, z.B. «Ich schlage andere nicht» anstatt «Ich bin freundlich». Entscheiden Sie, welche Formulierung dem Kind besser hilft.

  • Präzise: Das Ziel muss so präzise sein, dass sowohl das Kind als auch Sie genau wissen, wann es erreicht wurde. "Ich versuche mit meiner Aufgabe sofort zu beginnen, wenn das Zeichen kommt." («versuchen» betont die Anstrengung)

  • Realistisch und erreichbar (!): Das Ziel MUSS so heruntergebrochen werden, dass es erreichbar wird! Beginnen Sie mit einem kleinen, gut machbaren Schritt. Statt "die ganze Stunde zuhören": "Ich bin ruhig, wenn die Lehrperson eine neue Aufgabe erklärt und meine Augen schauen zur Lehrperson, die ersten 3 Minuten".

  • Gemeinsame Festlegung: Das Kind sollte aktiv an der Zielfindung beteiligt sein. Fragen Sie: "Was glaubst du, könntest du schaffen?"

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Schritt 2: Die Selbstkontrollkarte gestalten

  • Einfachheit: Die Karte sollte übersichtlich und einfach zu handhaben sein.

    • Elemente der Karte: Ziel, evtl. Zeitraum (wann beobachtet die LP), Bewertungsskala, Datum, Feld für Notizen (Für ältere Schüler/innen kann ein kleines Feld für kurze Notizen hilfreich sein, z.B. "Was hat mir geholfen?", "Was muss geändert werden, dass es besser wird?"

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Schritt 3: Die Beobachtungsphase – Das Kind beobachtet sich selbst

  • Anleiten: Erklären Sie dem Kind genau, wie es die Karte nutzen soll. Üben Sie die Nutzung in den ersten Tagen gemeinsam.

  • Regelmässigkeit: Das Kind trägt seine Beobachtungen selbständig zu den vereinbarten Zeitpunkten ein (z.B. nach jeder Stunde, in der das Ziel relevant war).

  • Unmittelbarkeit: Die Eintragung sollte möglichst direkt nach dem relevanten Moment erfolgen, um die Erinnerung frisch zu halten.

  • Diskretion oder Offenlegen für die Klasse: Die Karte kann so platziert sein, dass das Kind diskret seine Eintragungen machen kann und sich nicht blossgestellt fühlt. Oder bei einer Klasse, in der offen über individuelle Lernwege gesprochen wird und in Absprache mit dem Kind, könnten Sie es kurz thematisieren: «Manchmal braucht jemand eine kleine Erinnerungshilfe für ein Ziel.»

  • Ihre Rolle während der Beobachtung: Ihre Rolle ist es, zu erinnern ("Denk an deine Karte!") und das Kind zu bestärken.

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Schritt 4: Bewertung und Reflexion – Gemeinsam den Fortschritt anschauen

  • Regelmässige Besprechung: Vereinbaren Sie feste Zeiten für die gemeinsame Besprechung der Karte (täglich, 1-2x pro Woche, alle 2 Wochen)

  • Fokus auf Fortschritt: Betonen Sie den Fortschritt und die Anstrengung. Vermeiden Sie Sätze wie "Du hast es wieder nicht geschafft" Besser: "Es war heute schwierig, das Ziel zu erreichen. Was war besonders herausfordernd?" "Wir sind auf dem Weg. Was können wir tun, damit du es morgen schaffst?», «Lass uns für morgen ein kleineres Ziel setzen".

  • Reflexionsfragen:

    • "Was hat dir geholfen, das Ziel zu erreichen?"

    • "Was braucht du (von mir noch), dass du es schaffst?"

    • "Wie geht es dir damit, dass du das geschafft hast?"

  • Zielanpassung / Strategieanpassung: Bei Bedarf kann das Ziel angepasst werden (schwieriger oder einfacher machen).

 

Eventuell Verstärkung miteinbeziehen

Vorher festlegen: Definieren Sie gemeinsam mit dem Kind zu Beginn, welche Verstärkung es bei Zielerreichung gibt. Verbinden Sie die Verstärkung immer mit der gezeigten Anstrengung und dem Prozess, nicht nur mit dem Ergebnis.

Wichtige Hinweise für die Praxis:

  1. Starten Sie klein: Beginnen Sie mit einem Kind und einem Ziel.

  2. Seien Sie geduldig: Verhaltensänderungen brauchen Zeit. Es wird Rückschläge geben. Bleiben Sie dran.

  3. Bleibe Sie flexibel: Passen Sie die Karte und die Ziele bei Bedarf an. Was heute funktioniert, muss morgen nicht mehr funktionieren.

Verhaltenskompass

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