VERHALTENSKOMPASS
ADHS TOP 3 - oder was man wissen sollte

1. Kinder mit ADHS profitieren extrem von klaren Erwartungen, Struktur und konsequentem Handeln
Kinder mit ADHS profitieren stark von einem strukturierten Unterricht mit viel Steuerung und Präsenz durch die Lehrperson. Rituale und Visualisierungen sind sehr hilfreich.
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Zusätzliche klare Strukturen für Kinder mit ADHS:
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Einen ruhigen Arbeitsplatz, um sich gut zu konzentrieren.
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Das Kind visuell an die Ordnung unter dem Pult erinnern.
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2-Mappen-Hausaufgaben-System
Strukturierter Unterricht schliesst offenen Unterricht nicht aus.
Struktur im Unterricht bedeutet, dass es eindeutige Erwartungen und eine transparente Zielsetzung gibt. Diese Struktur schafft einen sicheren und vorhersehbaren Rahmen für verhaltensauffällige Kinder. Die Struktur bildet das Gerüst, in dem sich auch ein offener Unterricht entfalten kann.

2. Bewegungspausen, Ruhepausen oder gar keine Pausen?
Kinder mit ADHS profitieren in der Regel sehr von gezielten Pausen – sei es in Form von Bewegungspausen, Ruhepausen oder einer Kombination aus beiden. Die Vorstellung, gar keine Pausen zu machen, ist bei ADHS-Diagnose meist kontraproduktiv und kann die Symptome verstärken. Es ist entscheidend, dass diese Pausen strukturiert sind.
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Studien zeigen, dass körperliche Aktivität die Dopamin- und Noradrenalinspiegel beeinflussen kann, was wiederum die Aufmerksamkeitsregulation positiv beeinflusst.
Bewegungspausen
Kurz und knackig: Meist 1-5 Minuten.
Keine unkontrollierte Spielzeit!
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Kurze Dehnübungen am Platz.
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Einen kurzen Gang erledigen (Material holen, Nachricht überbringen).
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Einmal um den Raum gehen und dabei die Schulter antippen.
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Ein kurzes Hüpfen oder Wippen am Platz auf einem Stabilitätskissen.
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Auf einem Sitzball für eine gewisse Zeit arbeiten.
Ruhepausen (oder "Reizreduktion")
Einige Kinder mit ADHS sind schnell reizüberflutet, überfordert, abgelenkt oder zeigen ihre Unruhe eher internalisiert (z.B. durch Tagträumen, Abschweifen, Ablenkung). Eine kurze Pause in einer reizarmen Umgebung kann helfen, das Nervensystem zu beruhigen, die Reizverarbeitung zu entlasten und wieder zur Konzentration zu finden.
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Kurz und vorab vereinbart: 3-7 Minuten, je nach Bedarf.
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Reizarmer Ort: Eine ruhige Ecke im Klassenzimmer (mit einem Sichtschutz oder Kopfhörern), ein Nebenraum, ein "Chill-out"-Bereich.
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Aktivität: Leises Lesen, ruhiges Betrachten eines Bildes, ein paar ruhige Atemzüge, entspannte Musik hören (mit Kopfhörern).
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Regulation üben: Auch hier gilt, dass Ruhepausen ein Angebot zur Regulation sind.
Signal: Das Kind kann lernen, ein bestimmtes Signal zu geben (z.B. eine vereinbarte Geste oder das Tippen auf eine Karte), wenn es eine Ruhepause benötigt.
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Hier eine Liste von Bewegungs- und Ruhepausen:


3. Mehr Anerkennung: Kinder mit ADHS haben zu oft das Gefühl nicht gut zu sein, wie man ist.
Kinder mit ADHS erleben aufgrund ihrer Schwierigkeiten oft mehr Misserfolge, Kritik und negative Rückmeldungen als andere Kinder. Dies kann zu Frustration, einem negativen Selbstbild und der Angst vor neuen Herausforderungen führen.
"Konzentrier dich doch einfach mal!"
"Du bist faul und unordentlich!»
"Warum kannst du nicht einfach stillsitzen?»
«Reiss dich zusammen!"
"Ich habe dir das doch schon zehnmal gesagt!"
"Du denkst einfach nicht nach, bevor du handelst..."
Eine gute Beziehung zur Lehrperson ist essenziell. Kinder mit ADHS brauchen viel Anerkennung und Ermutigung. Durch eine vertrauensvolle Beziehung zur Lehrperson fühlen sich diese Kinder gesehen, verstanden und sicher. Sie wissen, dass jemand an sie glaubt und ihre Anstrengungen bemerkt, auch wenn das Ergebnis vielleicht noch nicht perfekt ist. Anerkennung wirkt hier wie ein Treibstoff für die intrinsische Motivation: Es stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten ("Ich kann das schaffen!").
Konzentriertes Arbeiten sollte gezielt verstärkt werden, z.B. durch kurzes Ansprechen ("Du bist gerade sehr konzentriert"). Kontraproduktive Bestrafungen für Abschweifen sollten vermieden werden.
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Schluss: Auch bei Kindern mit ADHS ist ein Austausch mit den Eltern sehr hilfreich. Regelmässige Rücksprachen geben Sicherheit und ermöglichen die gemeinsame Entwicklung von Lösungen.
