VERHALTENSKOMPASS

EMOTION & REGULATION
Emotionsregulation ist eng mit sozialer Kompetenz verknüpft, da sie vor allem in sozialen Situationen erforderlich und sichtbar wird. Beziehungen spielen dabei eine zentrale Rolle, da Kinder in Beziehung Interaktion und Kommunikation erlernen (Störmer, 2022). In der Schule werden Fähigkeiten zur Emotionsregulation für die Erreichung schulischer Ziele vorausgesetzt. Dies stellt zunehmend ein Problem dar, da immer mehr Kinder die Fähigkeit nicht mitbringen (Herz, 2022).
Wissen
Risiken einer unzureichenden Emotionsregulation sind unsichere Bindungsmuster (vgl. „Verstehen“) sowie die Erfahrung schwerwiegender Ereignisse, wie z.B. frühe Verluste. Diese ziehen häufig Ausgrenzung, Ausschluss und Angst nach sich. Neurowissenschaftliche Studien zeigen zudem, dass das Motivationssystem unseres Gehirns auf Zugehörigkeit, Kooperation, Bindung, Akzeptanz und Vertrauen ausgerichtet ist. Werden diese Bedürfnisse bedroht, aktiviert sich das Alarmsystem im Gehirn – mit Angst und Aggression als mögliche Folgen.
Emotionsregulation darf nicht vorausgesetzt werden. In der Schulpraxis ist es notwendig, gemeinsam mit dem Kind Strategien zur Emotionsregulation in herausfordernden Situationen zu erarbeiten und die Selbstwahrnehmung zu schulen. Als Lehrperson sollten wir uns zudem unserer Vorbildfunktion in der Regulation eigener Emotionen bewusst sein. Besonders im Umgang mit der Emotion Wut ist es wichtig, über das Phänomen der Aggressionsverschiebung informiert zu sein, das nachfolgend beschrieben wird.
Aggressionsverschiebungen
Aggressionsverschiebungen treten auf, wenn der Mensch psychischen oder physischen Schmerz erfahren hat ohne den Verursacher anzugehen. So kann das Gefühl der Wut in einer zufälligen Situation (in der Schule) hervorkommen und schwächere oder zufällig anwesende Personen «grundlos» tangieren, ohne dass der Hilferuf erkannt wird. Es können zeitliche Verschiebungen vom Erleben bis zur Reaktion stattfinden (Hehn-Oldiges, 2021, S.73f.).